Automatisierte Beratung, neue Finanzprodukte dank Distributed Ledgers: Das waren Themen an der 18. Jahrestagung Bank IT vom Mai 2016 in Zürich. Die von mir moderierte Konferenz gab einen umfassenden Überblick zu den aktuellen technologischen Entwicklungen im Banking. Spannend war vor allem, welche massive Implikationen für das Tagesgeschäft all die „Revolutionen“ rund um FinTech, Blockchain oder auch nur mobile Anwendungen haben werden.

Hier möchte ich einige Voten vorstellen, die ich besonders beeindruckend fand:

Dr. Mario Crameri, CIO, Swiss Universal Bank Division der Credit Suisse: Der Kunde soll im Mittelpunkt stehen, aber der Kundenbetreuer ist der Flaschenhals, über den alle Entscheidungen laufen müssen. Die Digitalisierung soll diesen Flaschenhals auflösen helfen. Sie ist für die User Experience wichtig. Personalisierung ist dabei das Stichwort. Investitionen in neue technologische Plattformen (neuer Multichannel) sind besonders wichtig.

Remo Schmidli, Leiter Multichannel Management, Zürcher Kantonalbank und Gian Reto à Porta, Co-Founder & CEO, Contovista teilten ihre Erfahrungen aus der Zusammenarbeit zwischen etablierter Bank und FinTech. Diese verlaufe gut, stelle beide Parteien aber trotzdem vor gewisse Herausforderungen. So müssten Prozesse und Arbeitsgeschwindigkeiten synchronisiert werden. Betreffs des Erwartungs-Managements müssten die Grundlagen des Projektmanagements auch in der Zusammenarbeit mit Fintechs gelten. Bankinterne Vorgaben und Prozesse dürfen nicht zur Bremse werden.

Thomas Stephan, MDSA, Head IT Wealth Management & Advisory, Bank Julius Baer & Co. Ltd, sprach über die Herausforderungen für die Beratung: Diese sollte verstärkt automatisiert erfolgen. Die Grenzen der Beratungsautomatisierung sind umfassende Finanzplanungen für komplexe Kunden, die nicht standardisiert werden können. Bisher kann die Beratungsautomatisierung zum Beispiel noch nicht den Kunden ganzheitlich betrachten, Cross-Border-Geschäfte oder globale Lösungen anbieten. Für die Zukunft sieht Thomas Stephan das Wachstum der Beratungsautomatisierung nach innen und aussen einer Bank. Intern wird es automatische Beratungsunterstützungen für den Kundenbetreuer geben.

Annika Schröder, Director Group Innovation der UBS AG beleuchtete das Engagement der Bank in Sachen Distributed Ledger und anderen Fintech-Innovationen. Schröder sieht in Blockchain einen Businessmodell-Disruptor. Denn der Einsatz betrifft nicht nur Bitcoin, sondern alle Vermögenswerte. Mit Smart Contracts könnte die Abwicklung von Finanzprodukten (z.B. festverzinsliche Wertpapiere) verändert werden; es könnte sogar ganz neue Produkte geben. Die Technologie könne systemische Risiken, administrative Hürden und finanzielle Kosten reduzieren und das regulatorischen Reporting vereinfachen.

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Die kommende 19. Jahrestagung Bank-IT findet am 8. und 9. Mai in Zürich/Rüschlikon statt. Sie beleuchtet das Spannungsfeld von Innovations- und Kostendruck, in dem sich die Bank-IT bewegt.

Autor/in
Prof. Dr. Bernhard Koye

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