Martin Deflorin Martin Deflorin
Bild: Martin Deflorin bei seinem Vortrag an der Konferenz "Industrialisierung in Banken"

Schweizer Banken müssen in kurzer Zeit bestehende Prozesse aufbrechen und konsequent industrialisieren, um fit für die neue Kundenzentrierung ihrer Angebote zu werden. Die Konferenz „Industrialisierung in Schweizer Banken“ zeigte, wo Schweizer Banken mit ihren Industrialisierungsinitiativen heute stehen. Der Anlass war Teil der Konferenzreihe ‚Insight Bankentransformation‘ des Schweizerischen Instituts für Finanzausbildung (SIF) der Kalaidos Fachhochschule. Lesen Sie hier den ersten Teil des Konferenzberichts.

Über „Industrialisierung & effektive Wertschöpfung in der Industrie“ referierte Martin Deflorin, Standortleiter FoamPartner Fritz Nauer AG und zuvor Global Operational Excellence bei Rieter Textile und OC Oerlikon. Am Beispiel der Textilmaschinenfirma Rieter zeigte er, welche Effekte der Strukturwandel und die Industrialisierung seit den 1990er Jahren auf das Unternehmen hatten. Deflorin schilderte, welche Optimierungsprozesse im Bereich von Produktion und Administration eingesetzt wurden. Gerade im Office-Bereich erzielte man mit einer Optimierung gute Erfolge. Dazu diente die Makigami-Methode, welche aus der Lean-Philosophie stammt. Deflorin hält sie für ein sehr empfehlenswertes Tool. Man vermeidet damit Fehler ebenso wie stop-and-go-Prozesse. Insgesamt wurden laut Deflorin nach Abschluss aller Massnahmen auf nur noch 50 Prozent der Fläche 150 Prozent Kapazität realisiert.

Schliesslich gab Alexis Hamalides, Market Development & Management Emerging Europe bei Credit Suisse AG und zuvor Program Director Legal Entity Schweiz und PB Operational Excellence, den Einblick ins Banking: Er stellte das „Industrialisierungspotenzial im Private Banking aus der Perspektive einer Grossbank“ vor. Oftmals erfolgte die Standardisierung und Automatisierung über einzelne Prozessoptimierungen an verschiedenen Stellen der funktionalen Silos. Tendenziell werden dabei bisherige Wertschöpfungsstrukturen aufgebrochen und die Komplexität reduziert.

Alexis Hamalides

Bild: Alexis Hamalides, Credit Suisse, erläutert wie die Digitalisierung das Private Banking verändert

Neue Rolle für RMs

Im Private Banking verändert sich zudem die Rolle des Relationship Managers oder Kundenbetreuers. Bisher stand dieser im Fokus des technischen Systems und versorgte den Kunden mit Marktdaten wie Produktinfos. Derzeit bewegt sich die Bank jedoch in einer Transformationsphase, wo diese Abläufe sich verändern. Die Zugänglichkeit der Daten und Produkte für die Kunden wird einfacher und direkter. Entscheide werden zunehmend gemeinsam mit dem rundum informierten Kunden getroffen. Das bisherige Push-System erhält so langsam einen Pull-Charakter, erläuterte Hamalides. Die Kunden entfalten mehr eigene Aktivität bei der Verwaltung des eigenen Vermögens. Sie möchten dazu in einem kollaborativen System mit Informationen beliefert werden. Laut Hamalides wird sich der stringente Fokus auf die Grösse verwalteter Vermögen ändern. Die Unterteilung dürfte in Zukunft stark nach Kundengenerationen und Kundenverhalten erfolgen.

Banken können von FinTechs lernen

Die anschliessende Podiumsdiskussion wurde durch Prof. Dr. Bernhard Koye, Institutsleiter des SIF, moderiert. In diesem Rahmen wies Prof. Dr. Stefanie Auge-Dickhut nochmals auf den Customer Effort-Score von Bankleistungen hin. Dieser zeige an, dass der Zugangsaufwand zu vielen Finanzdienstleistungen für Kunden heute noch vergleichsweise hoch sei. Alexis Hamalides stellte fest, dass Grossbanken in gewissen Bereichen viel von FinTechs lernen könnten. Im laufenden Wandlungsprozess hätten gezielt eingesetzte Elemente des Change Managements einen grossen Nutzen. Hagen Luckert wiederum betonte die Wichtigkeit experimenteller Entwicklungen. Das erforderte die Bereitschaft, auch mal die Ergebnisse von vier Wochen Arbeit einfach über den Haufen zu werfen.

Prof. Dr. Bernhard Koye 

Bild: Prof. Dr. Bernhard Koye, Institutsleiter des SIF, moderiert die Fragerunde an die Referentinnen und Referente

Am Abschluss der Veranstaltung stand ein Apéro, der den Rahmen für weitere rege Diskussionen und einen lebhaften Austausch zwischen Referierenden und Veranstaltungsgästen bildete.

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