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Die Belegschaftsstruktur wird zunehmend von <45-Jährigen nach >45/50plus verschoben (Symbolbild).

Seit der Einführung des Internets ist zu beobachten, dass in kurzer Zeit viele Berufsbilder und sogar ganze Branchen verschwinden, aber auch immer wieder neue Berufsbilder und Geschäftsfelder entstehen. Diese Entwicklungen waren auch in den früheren Industrialisierungsphasen nicht grundsätzlich anders. Für die Anpassungsphasen stand den Menschen allerdings viel mehr Zeit zur Verfügung. Doch es nützt nichts, sich nach dieser gemächlicheren Gangart zurückzusehnen. Sinnvoller ist, die Gegenwart anzunehmen und die zukunftsgerichteten, individuell notwendigen Schritte der Digitalisierung mitzugestalten. 

Wie sich immer deutlicher abzeichnet, reicht es nicht aus, den Fokus ausschliesslich auf die technischen Möglichkeiten, Strukturen und Prozesse zu richten. Denn trotz aller Digitalisierung liegt der Erfolgsschlüssel beim Faktor Mensch, weil an irgendeinem Punkt die Technik immer auf den Menschen trifft. Mitarbeitende aller Hierarchiestufen müssen sich für die digitale Transformation neue Kompetenzen, respektive einen vielseitigen Kompetenzen-Mix aus persönlichkeitsspezifischen und kognitiven Fähigkeiten aneignen. Dies bedeutet, dass allem voran die Menschen befähigt werden müssen, die erwünschten und vorhandenen technischen Möglichkeiten erfolgreich anzuwenden.

Arbeitswelt in Zeiten des demographischen Wandels

Was bedeutet diese Entwicklung nun aber in Zeiten des demografischen Wandels? Aus dem Blick verschwunden scheint der Umstand, dass die Belegschaftsstruktur in den Industriestaaten von <45-Jährigen, zunehmend nach >45/50plus verschoben wird. Anders ausgedrückt: Der Anteil an über 45-jährigen Mitarbeitenden steigt weiter an, weil die Geburtenzahl seit Mitte der 90er Jahre auf tiefem Niveau stagniert und bis 2045 voraussichtlich tief bleibt (Bundesamt für Statistik (BFS), 2015, S. 11). In diversen Medien wird schon seit längerem auf den schon jetzt bestehenden Kampf um die jungen Nachwuchskräfte und den Fachkräftemangel in vielen Branchen hingewiesen. Es lohnt sich also, die Personalentwicklung gezielt und intensiviert auf Mitarbeitende 45/50plus auszurichten.

Kommen die 45/50pluser überhaupt mit der Digitalisierung zurecht?

Sie denken spontan an 45/50pluser, welche mit der Digitalisierung nicht zurechtkommen?! Wissenschaftliche Studien (Bieber, 2011, S. 157) und die Statistiken des BFS belegen, dass die heutigen 45/50pluser sehr gut ausgebildet (Szenarien 2015 - 2045 zum Bildungsniveau der Bevölkerung, 2015), wie auch motiviert und offen für Neues sind (Michel-Alder, 2014, S. 1). Tendenz steigend. Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist, dass in einem Grossteil der Unternehmen nach wie vor die überholten Stereotypen (unflexibel, nicht lernfähig usw.) vorherrschen (Voelpel, Leibold & Fürchtenicht, 2007, S. 105ff). Mitarbeitende werden zudem von der Personalentwicklung schon ab dem 45sten Lebensjahr für die gezielte Förderung weitgehend übergangen (Weckmüller, 2013, S. 249). Somit handelt es sich beim Wissens-/Kompetenzabfall von Mitarbeitenden 45/50plus um eine von den Unternehmen vorwiegend hausgemachte Schwierigkeit. Aufgrund des demografischen Wandels können sich Unternehmen diesen Luxus künftig wohl kaum noch leisten.

Personalentwicklungsabteilungen sind gefordert, die 45/50pluser mit entsprechenden Kompetenzen auszustatten, damit diese der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt gewachsen sind und zur Leistungssteigerung der Unternehmen beitragen.

Lesen Sie auch weitere Beiträge der 

Blogserie „Digitalisierung in der Arbeitswelt“ von Helena Schamberger Fischer:

Was die Digitalisierung mit uns Menschen macht 

Digitalisierung: Kompetenzenmix und 45/50+

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Quellen und weiterführende Informationen

Bieber, D. (2011). Sorgenkind demografischer Wandel. München: Oekom Verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation GmbH.

Bundesamt für Statistik (BFS). (2015). Szenarien 2015-2045 zum Bildungsniveau der Bevölkerung: https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/bildung-wissenschaft/szenarien-bildungssystem/szenarien-bildungsstand.html

Bundesamt für Statistik (BFS). (2015). Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung 2015-2045. Entwicklung der Altersstruktur der Bevölkerung. Neuchâtel, Schweiz: Bundesamt für Statistik (BFS).

Michel-Alder, E. (2014). Sechs berufliche Klippen für über 50-Jährige. Die Volkswirtschaft. Das Magazin für Wirtschaftspolitik,11.

Voelpel, S., C., Leibold, M. & Fürchtenicht, J-D. (2007). Herausforderung 50plus. Erlangen: Publicis Corporation Publishing und Wiley-VCH-Verlag GmbH & Co KGaA.

Weckmüller, H. (2013). Exzellenz im Personalmanagement. Freiburg: Haufe-Lexware GmbH & Co. KG.

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