Vertrauen heisst, die Sicherheit, zu haben, dass meine Verwundbarkeit nicht ausgenutzt wird. Vertrauen heisst, die Sicherheit, zu haben, dass meine Verwundbarkeit nicht ausgenutzt wird.
Vertrauen heisst, die Sicherheit zu haben, dass meine Verwundbarkeit nicht ausgenutzt wird. (Symbolbild)

„Es ist mir nicht so wichtig, was meine Mitarbeitenden über mich denken, Hauptsache das Ergebnis stimmt!“ ist ein Satz, den ich so oder ähnlich häufig von Unternehmern zu hören bekomme. Vielleicht verständlich, nur leider schlichtweg falsch. Was die Personen im Unternehmen voneinander und übereinander denken, drückt die zwischenmenschlichen Beziehungen im Team aus und ist entscheidend für den Erfolg eines jeden Teams. Und die Basis guter und effektiver Beziehungen heisst Vertrauen.

Was ist Vertrauen?

Im Kontext eines Unternehmens wird Vertrauen manchmal als die Tatsache definiert, dass eine Person eine Aufgabe in der gewünschten Art und Weise erledigt: richtige Qualität, Deadline einhalten etc. „Ich zähle auf Sie und, dass Sie in dem Projekt die gewohnte gute Arbeit leisten!“ Die Bezeichnung Vertrauen ist in diesem Kontext durchaus richtig.

In diesem Artikel reden wir dagegen von einer anderer Art von Vertrauen, dem verwundbarkeitsbasierten Vertrauen. Manchmal ist es nötig, sich verwundbar zu machen, um empfindliche Dinge anzusprechen. „Ich hätte da mal eine ausgefallene Idee…“ oder „Ich denke ich bin anderer Meinung…“ Damit gehe ich zwar ein Risiko ein und es ist durchaus möglich, eine zynische Antwort darauf zu erhalten. Ein „Was ist denn jetzt schon wieder?“ zerstört sehr schnell das notwendige Vertrauen, auch in Zukunft den Mund aufzumachen und sich an Diskussionen offen und ehrlich zu beteiligen. Habe ich dagegen die Sicherheit, dass meine Verwundbarkeit nicht ausgenutzt wird, traue ich es mir zu, andere Meinungen zu äussern. Ich brauche keine Angst zu haben, abgekanzelt zu werden. Im Gegenteil – werden meine kritischen Worte gehört und Ernst genommen, wird das gegenseitige Vertrauen noch verstärkt. Diese Art des Vertrauens ermöglicht stabile Beziehungen und Kooperation.

Die Vertrauenssteuer im Unternehmen

Steven R. Covey beschreibt Vertrauen in seinem Buch "The Speed of Trust" gar als eine Art Steuer, die das Unternehmen zahlt. Man kann sich das mittels folgender mathematischen Formel zur Berechnung des Erfolgs eines Unternehmens vorstellen: Erfolg = Strategie * Umsetzung. Vertrauen als enorm wichtiger Faktor verwandelt die Formel gemäss Covey folgendermassen: Erfolg = (Strategie * Umsetzung) * Vertrauen. Wenn Sie dem Vertrauen, das in Ihrem Team vorhanden ist, also einen Koeffizienten beimessen, sehen Sie sehr schnell den grossen Unterschied, den Sie auf dem Weg zum Erfolg machen können.

Das Vertrauen steigern

Zurück zum Anfang: „Es ist mir nicht so wichtig, was meine Mitarbeitenden über mich denken, Hauptsache das Ergebnis stimmt!“ Das Ergebnis, wie Sie inzwischen gelernt haben, hängt gerade eben doch von dem Miteinander und dem Denken übereinander ab. Und verwundbarkeitsbasiertes Vertrauen spielt eine tragende Rolle auf dem Weg zum Erfolg. Was können wir also tun, um das Vertrauen in uns selbst zu finden und innerhalb des Teams zu steigern?

Das Vertrauen in uns selbst ist die Basis dafür, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Weshalb ich Sie dazu anregen möchte, die 12 Punkte des Modells von Executive Coach, Luis Soares Costa, einzeln durchzugehen und sich selber von eins (schlecht) bis fünf (herausragend) ehrlich zu bewerten.

Vertrauen Modell

Eigene Darstellung in Anlehnung an Luis Soares Costa (Grafik)

Vertrauen baut auf zwei Pfeilern auf: Handeln und Sein. Diese beiden wiederum sind auf jeweils zwei Unterkategorien Charakter und Kompetenz zurückzuführen mit jeweils drei Aspekten:

Sein - Absicht

  • Transparenz. Keine Informationen zurückhalten, so dass Durchschaubarkeit und Nachvollziehbarkeit entsteht.
  • Sorgend. Sich um das Wohlergehen der Anderen aufrichtig bemühen.
  • Offenheit. Die Bereitschaft zeigen, sich mit jemand oder etwas anderem unvoreingenommen auseinanderzusetzen.

Sein – Integrität

  • Ehrlichkeit. Sich aufrichtig und zuverlässig im Hinblick auf Meinungen und Taten zeigen.
  • Fairness. Eine gerechte und ehrliche Haltung anderen gegenüber zeigen und den Spielregeln entsprechendes Verhalten an den Tag legen.
  • Authentizität. Ein Auftreten, das seinem eigenen Ich entspricht, ohne Verstellen, ohne falsches Gesicht.

Handeln – Fähigkeit

  • Wissen. Kenntnisse auf dem Gebiet anwenden, für das man zuständig ist oder über das man Meinungen äussert.
  • Erfahrung. Kenntnisse oder Routine ausspielen, die durch praktische Arbeit und Wiederholung angeeignet wurde.
  • Fertigkeit. Die erworbene Geschicklichkeit oder Technik in einem Bereich einsetzen.

Handeln – Ergebnisse

  • Reputation. Aus dem Erbringen von konstant guten Ergebnissen einen guten Ruf aufbauen.
  • Glaubwürdigkeit. Das tun, was man verspricht. Gültige Aussagen tragen zur Anerkennung und Glaubwürdigkeit einer Person bei.
  • Leistung. Eigene Anstrengung und Ergebnisse sichtbar machen.

Wenn Sie es sich zutrauen, können Sie auch Ihre Mitarbeitenden fragen, wie diese Sie einschätzen. In diesem Fall sollten Sie sich auf das aktive Zuhören beschränken. Suchen Sie sich anschliessend einen oder zwei Schwachpunkte heraus und setzen Sie sich Ziele, die Ihnen helfen werden, sich in den jeweiligen Punkten zu verbessern.

Ich wünsche Ihnen das notwendige Vertrauen in sich selbst und selbstverständlich viel Erfolg dabei!

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Quellen und weiterführende Informationen

Covey, S. R. ( 2018 ). The Speed of Trust, New York: Simon & Schuster.

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