Aufnahme einer Hand, die das Umfallen von hintereinander aufgestellten Holzstäben stoppt Aufnahme einer Hand, die das Umfallen von hintereinander aufgestellten Holzstäben stoppt
Erfahrungswissen sollte nicht blind vertraut, sondern kritisch hinterfragt werden. (Symbolbild)

So lautet jedenfalls ein bekanntes Sprichwort. Aber trifft das wirklich immer zu? Erfahrung sollte doch Irrtümer und Fehlentscheidungen reduzieren. Schliesslich können falsche Entscheidungen beispielsweise in der Unternehmensführung fatale Folgen nach sich ziehen. Und längst erwiesen ist auch, dass Unternehmen von älteren und erfahrenen Know-How-Trägern sehr profitieren können. Die Antwort lautet aber: Erfahrung macht nicht automatisch klug, sie kann auch dumm machen.

Emotionale Falschverknüpfungen

Wir tendieren dazu, Dinge emotional miteinander zu verbinden, die nur zufällig nebeneinander stehen, aber funktional nichts miteinander zu tun haben. Um allgemeine Regeln (irrtümlich) abzuleiten, können wenige Beobachtungen oder sogar nur eine Beobachtung ausreichen. Es kommt zu emotionalen Fehlverknüpfungen, Association Bias genannt. So wird einem der Überbringer schlechter Nachrichten unsympathisch (Shoot the Messenger Syndrom). Man geht ihm aus dem Weg und auf der CEO-Etage oder bei Investoren kommen nur gute Nachrichten an. Es entsteht ein verzerrtes Bild der Situation. Manche Manager tendieren mit den Jahren dazu, sich überwiegend an erworbenen Erfahrungen zu orientieren, dabei kann es sich natürlich auch in ihrem Fall um falsches Wissen oder sogar Aberglaube handeln.

Wie der Pawlowsche Hund

Geht eine neue Herausforderung entgegen anfänglicher Skepsis gut aus, meldet sich ein Kausalitätsbedürfnis. Wir suchen eine Erklärung, warum etwas geglückt ist. Sie findet sich dann gern in einem bestimmten Kleidungsstück, Kaffeebecher oder sonstigen Ritual. Solange wir nicht vom Gegenteil überrascht werden, beschwören wir den festgestellten Zusammenhang. Nach schwerwiegenden Unfällen oder Erkrankungen entstehen Reflexe gegenüber den Auslösern, die gar nicht auch die Ursache sein müssen. Die erste Beschreibung dieses Phänomens geht auf den russischen Forscher Iwan Pawlow zurück: Ähnlich dem Pawlowschen Hund konditionieren wir uns selbst und beeinträchtigen die Qualität unserer Entscheidungen. Natürlich machen sich Werbetreibende den Association Bias ausgiebig zunutze, indem sie Produkte und Dienstleistungen mit positiven Emotionen aufladen und begehrenswert darstellen.

Für den Hinterkopf

Der Association Bias bewirkt Wahrnehmungsverzerrungen und beeinträchtigt die Qualität unserer Entscheidungen. Daher sollte Erfahrungswissen nicht blind vertraut, sondern kritisch hinterfragt werden. Oder wie Mark Twain folgerte: „Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt.“

Lesen Sie auch im Kalaidos Blog: 

Verlustaversion

Facebook Twitter Xing LinkedIn WhatsApp E-Mail