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Nach getaner Arbeit raus aus dem Büro und einen Erholungstag geniessen – das neue Arbeitsmodell? (Symbolbild)

Eine neuseeländische Firma macht es vor: Seit November 2018 können sich Mitarbeitende der Firma Perpetual Guardian einem Schema anschliessend, das fast zu gut klingt, um wahr zu sein: vier Tage/Woche arbeiten, Lohn für fünf Tage/Woche erhalten. Und das alles bei gleichbleibender Leistung (sprich erhöhter Produktivität), sowie erhöhter Jobzufriedenheit und weniger Stress. 

Die "Erfindung" der Vier-Tage-Woche

Andrew Barnes, Gründer von Perpetual Guardian und «Erfinder» der Vier-Tage-Woche hat seine Firma international in die Schlagzeilen katapultiert: Mit einer Umstellung des Arbeitsmodus. In dem White Paper «The Four-Day Week» (2019) wird unter anderem aufgezeigt, dass wir zwar viele Stunden im Büro arbeiten – davon aber nur einen Bruchteil effektiv arbeiten. Gleichzeitig fühlen wir uns oft gestresst bei der Arbeit und wünschen uns eine bessere Work-Life-Balance. Dies inspirierte Barnes zu einem neuen Modell: Anstelle der üblichen fünf Tage/Woche können Mitarbeitende neu vier Tage die Woche arbeiten – und einen Tag als Erholungstag geniessen. Das Konzept der Teilzeitarbeit ist per se nicht neu, wohl aber, dass man bei einem 80-Prozent Arbeitspensum 100% Lohn erhält.

Pilotversuch in Neuseeland

Einfach von heute auf morgen das Pensum verändern – ganz so einfach geht es dann doch nicht. Die Firma hat viel Arbeit in die Vorarbeit gesteckt und das Konzept in einem achtwöchigen Pilotversuch mit ca. 240 Mitarbeitenden getestet. Die Rahmenbedingungen dabei: Man arbeitet neu nur vier Tage, soll aber dieselbe Leistung wie in fünf erbringen. Dies erfordert vor allem eine starke Beschäftigung mit Strukturen innerhalb der Firma, Produktivität und Kommunikation. Der Pilot wurde wissenschaftlich begleitet.

Resultate des Pilotversuchs

Laut dem White Paper (The Four-Day Week, 2019) war der Pilot ein durchschlagender Erfolg: Die gleiche Leistung wurde in vier Tagen wie vorher in fünf erbracht. Die Stresslevels wurden von 45 Prozent auf 38 Prozent gesenkt, die Work-Life-Balance stieg von 54 Prozent auf 78 Prozent. Beeindruckend und eigentlich auch etwas schockierend: Wir können – unter den richtigen Bedingungen – die gleiche Arbeit in deutlich weniger Zeit erledigen, und fühlen uns erst noch besser damit? Auch wenn die neuseeländische Firma bis jetzt ein Einzelfall ist: der Pilot regt dazu an, unser aktuelles Arbeitsmodell zu hinterfragen. Wie sind wir optimal produktiv und zufrieden? Verfechter von Teilzeitpensen argumentieren schon länger: Nicht ganz zu Unrecht wird ein 80%-Pensum von vielen mental in die gleiche «Schublade» wie ein Vollzeitpensum gesteckt – mit gutem Selbstmanagement und klaren Zielvereinbarungen kann durchaus eine vergleichbare Leistung erbracht werden. Warum also die Zeit im Büro «absitzen»?

In der Vorbereitung steckt’s. Und ein Aber.

Bei all den traumhaften Zahlen: Das White Paper zeigt klar auf, dass es nicht damit getan ist, einfach allen einen Tag frei zu geben. Es braucht einen Dialog über das Ziel der Umstellung, eine Toolbox inkl. Prozessanpassungen sowie eine Diskussion über Erfolgszahlen unserer Arbeit. Wie können und möchten wir Leistung messen? Wie wollen wir unsere Zeit verbringen? Eine Initiative, die die Mitarbeitenden in Perpetual Guardian umsetzten: Sie kürzten Sitzungen von einer Stunde auf 30 Minuten. Und empfanden damit keinen Verlust an Output oder einen geringeren Wert der Sitzung. Zeit- und Selbstmanagement können hier viel bewirken. Aber. Auch wenn das neuseeländische Beispiel fantastisch klingt: Ob sich die beeindruckenden Zahlen auch in anderen Firmen, Branchen und Kulturen replizieren lassen, und wie es mit Langzeiteffekten aussieht, sind noch offene Fragen. Nichtsdestotrotz: Ein Versuch wäre es allemal wert. Es profitiert schliesslich niemand von Mitarbeitenden, die am Arbeitsplatz Zeit vertrödeln.

Weiterführende Informationen und Quellen:

https://4dayweek.com/

White Paper – The Four-Day Week (2019). Guidelines for an Outcome-Based Trial – Raising Productivity and Engagement. In association with Coulthard Barnes, Perpetual Guardian, The University of Auckland, Auckland University of Technology (AUT) and MinterEllisionRuddWatts. Downloadbar unter https://4dayweek.com/access-white-paper.

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Autor/in
Regula von Büren

Regula von Büren

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